.

PIONIERKRAFT

Von Mieterstrom bis Energy Sharing: Warum die neue Bundesregierung Chancen liegen lässt – und was jetzt passieren muss

Die neue Regierung aus CDU/CSU und SPD hat ihren Koalitionsvertrag vorgelegt. Die Richtung scheint auf den ersten Blick klar: Klimaschutz bleibt ein Ziel, der Ausbau erneuerbarer Energien soll weitergehen. Doch wer genauer hinschaut – gerade aus Perspektive der dezentralen Energiewende – erkennt: Vieles bleibt vage, Wichtiges wird übersehen. Und das in einer Phase, in der der Markt dringend Rückenwind braucht.

Photovoltaik 2024: Die Realität bremst

2024 war kein Glanzjahr für die Solarbranche. Das Elektrohandwerk meldet einen Rückgang von über 27 Prozent bei der Installation von Photovoltaikanlagen im Vergleich zum Vorjahr. Auch bei Stromspeichern ging es deutlich bergab. Gleichzeitig stieg die Abregelung von PV-Anlagen um satte 97 Prozent – das heißt: wertvoller Solarstrom, der produziert, aber nicht genutzt wurde. Ein Warnsignal für alle, die auf eine erfolgreiche, bürgernahe Energiewende setzen.

Was fehlt? Lokale Lösungen. Energiegemeinschaften. Teilhabe.


Was der Koalitionsvertrag verspricht – und was fehlt

Laut KPMG Law, Agora Energiewende und dem BDEW setzt der Koalitionsvertrag einige wichtige Akzente: Die Planungs- und Genehmigungsverfahren sollen vereinfacht werden, der Netzausbau beschleunigt und klimafreundliche Technologien wie Abwärmenutzung gefördert werden. Soweit so gut.

Doch: Wesentliche Hebel bleiben ungenutzt. Besonders in diesen Bereichen:

1. Mieterstrom: Kaum Beachtung

Obwohl Mieterstrommodelle eine zentrale Rolle spielen könnten, um die Solarenergie in Städten voranzubringen, bleibt das Thema im Koalitionsvertrag nahezu unsichtbar. Kein konkreter Maßnahmenplan, keine Vereinfachung der bürokratischen Hürden – stattdessen: Schweigen.

Dabei könnte genau hier die Energiewende sozial gerechter und sichtbarer werden – in den Städten, bei den Menschen, die keine eigene Dachfläche besitzen.

2. Wärmewende mit Wärmepumpen: Halbherzige Unterstützung

Nach den aufgeregten Diskussionen um das Heizungsgesetz ist im neuen Koalitionsvertrag vor allem eines spürbar: Zurückhaltung. Zwar werden Wärmenetze und innovative Technologien genannt – doch klare Impulse für den flächendeckenden Rollout von Wärmepumpen fehlen. Die Abschaffung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) wird von Umweltverbänden als Rückschritt gewertet – auch, weil dadurch Investitionssicherheit verloren geht.

3. Lokales Energy Sharing: Die große Leerstelle

Die EU fordert seit Jahren, Bürger:innen durch erneuerbare Energiegemeinschaften stärker in die Energiewende einzubinden. Doch Deutschland kommt hier nicht in die Gänge – und der neue Koalitionsvertrag liefert wieder keine konkreten Pläne zur Umsetzung.

Dabei wäre gerade lokales Energy Sharing ein Gamechanger: Solarstrom vor Ort erzeugen, gemeinsam nutzen, Netze entlasten und Unabhängigkeit stärken. Was es dafür bräuchte? Klare Regeln – und politischen Willen.


Das Potenzial von lokalem Energy Sharing – und wie wir es endlich heben

Angesichts des PV-Rückgangs 2024 und der wachsenden Abregelung ist klar: Wir brauchen neue, intelligente Modelle. Lokales Energy Sharing bietet hier gleich mehrere Vorteile:

Höherer Eigenverbrauch von Solarstrom
Geringere Netzkosten durch lokale Nutzung
Mehr Teilhabe für Mieter:innen und Nachbarschaften
Weniger Abregelung, mehr Effizienz

Damit Energy Sharing in Deutschland endlich Realität werden kann, braucht es jetzt entschlossenes politisches Handeln:


7 konkrete Handlungsempfehlungen für die Politik

  1. Energy Sharing gesetzlich verankern
    Einführung eines eigenen Rechtsrahmens für Energiegemeinschaften nach EU-Vorbild.
  2. Netzentgelte & Umlagen reduzieren
    Für lokal erzeugten und geteilten Strom sollten Netzentgelte, Stromsteuer und Abgaben ganz oder teilweise entfallen.
  3. Bilanzierungsmodelle modernisieren
    Zeitgleiche Bilanzierung mittels Smart Metern ermöglichen, um Stromflüsse korrekt abzubilden.
  4. Smart-Meter-Rollout beschleunigen
    Vorrangig in Quartieren und Projekten, die lokales Energy Sharing umsetzen wollen.
  5. Digitale Plattformen fördern
    Für Abrechnung, Visualisierung und gemeinschaftliche Steuerung des Verbrauchs.
  6. Pilotprojekte anstoßen
    Förderung kommunaler und genossenschaftlicher Modellprojekte zur praktischen Erprobung.
  7. Zielgruppengerechte Öffentlichkeitsarbeit
    Aufklärungskampagnen für Vermieter:innen, Mieter:innen und Handwerksbetriebe – mit einfachen Leitfäden und Mustervorlagen.

Fazit: Energie teilen statt vertrösten

Der Koalitionsvertrag zeigt gute Absichten – aber zu wenig Mut für wirklich neue Wege. Gerade in Zeiten, in denen der PV-Ausbau stockt und Bürgerbeteiligung entscheidend wird, sind dezentrale, gemeinschaftliche Modelle wie Mieterstrom und lokales Energy Sharing wichtiger denn je.

PIONIERKRAFT steht bereit – mit Lösungen, die zeigen, wie’s gehen kann: lokal, wirtschaftlich, gerecht.

Was fehlt? Der politische Rahmen. Jetzt ist der Moment, ihn zu schaffen.

Menschen wie Stefan Bösl warten nicht auf die Politik, sie setzen sofort um. Lest hier warum.

Eine ganzheitliche Einschätzung des Koalitionsvertrags als Podcast findet Ihr hier.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Crowdinvesting

Beteilige Dich an PIONIERKRAFT!