Der neue Ariadne/IW-Report setzt einen deutlichen Marker: Auf deutschen Mehrfamilienhäusern schlummert enormes Solar-Potenzial, das einen spürbaren Anteil an den Ausbauzielen bis 2030 beisteuern kann. Trotzdem bleibt der Ausbau oft in der Planungsakte stecken – vor allem wegen Mess-, Abrechnungs- und Prozessaufwand in klassischen Mieterstrom- und GGV-Modellen. Für Vermieter heißt das: Ertrag liegt auf dem Dach, aber nicht im Haus. Genau hier setzt gerätebasiertes Energy Sharing an und macht aus komplexen Liefermodellen pragmatische Vor-Ort-Lösungen.

Energy Sharing im Mehrfamilienhaus – das Wichtigste auf einen Blick
- Potenzialträger: Bestands- und Neubau-Mehrfamilienhäuser in urbanen Räumen
- Nutzen: Mehr Eigenverbrauch im Haus, niedrigere Betriebskosten (Allgemeinstrom, Wärme, Laden)
- Hemmnisse: Messkonzepte, Lieferantenrolle, Vollversorgungspflichten, heterogene VNB-Prozesse
- Hebel: Gerätebasiertes Sharing, Einbindung steuerbarer Verbraucher (§ 14a), schlanke Implementierung
- Ergebnis: Schnellere Realisierung, geringerer Verwaltungsaufwand, höhere Akzeptanz
Warum das Thema jetzt Fahrt aufnimmt
Der Dachflächen-Zubau hat 2024/25 deutlich an Tempo gewonnen. Einzelne Einfamilienhäuser schöpfen ihren Eigenverbrauch schon gut aus – die großen Reserven liegen jedoch in Mehrfamilienhäusern: viele Quadratmeter Dach, viele Lasten im Haus und tagsüber planbare Verbraucher. Kommunale Initiativen wie Solarcity Berlin liefern zusätzlich Beratung und Anschub. Der Trend geht klar zur Vor-Ort-Nutzung statt reiner Volleinspeisung – nicht aus Ideologie, sondern weil es wirtschaftlich und betrieblich überzeugt.

Wo genau liegt das Potenzial?
Gerade im Geschosswohnungsbau ist der Eigenverbrauch nicht auf die Haushaltszähler beschränkt. Allgemeinstrom (Treppenhaus, Aufzüge, Lüftungen), zentrale Wärmepumpen, Ladeinfrastruktur und gegebenenfalls Speicher sind planbare Lasten, die tagsüber PV-Strom aufnehmen können. Werden diese Verbraucher intelligent priorisiert, steigen Eigenverbrauchsquote und Wirtschaftlichkeit merklich, ohne dass alle Mieter aktiv an einem Liefermodell teilnehmen müssen.
Warum hakt es in der Praxis?
- Lieferantenrolle & Vollversorgung: Wer Mieterstrom liefert, übernimmt Pflichten wie ein EVU – inklusive Preisobergrenzen, Informations- und Abrechnungspflichten.
- Mess- und Prozessvielfalt: 800+ Verteilnetzbetreiber, unterschiedliche Messkonzepte, Abstimmungsschleifen mit Netz- und Messstellenbetreibern.
- Vertragslaufzeiten & Planungssicherheit: Kurzlaufende Verträge erschweren Kalkulation und Refinanzierung.
- Akzeptanz: Mieter wünschen einfache, freiwillige Angebote mit klarem Preisvorteil – kein zusätzlicher Papierkrieg.
Diese Hürden treffen insbesondere Projekte, die „bis an den Wohnungszähler“ liefern wollen. Je näher man der Einzelwohnung kommt, desto größer werden Bilanzierungs- und Abrechnungspflichten. Leitfäden und Studien zeigen seit Jahren dasselbe Muster: Bürokratie bremst, nicht Technik.

Wie adressiert Pionierkraft die zentralen Hindernisse?
Pionierkraft setzt auf gerätebasiertes Energy Sharing – eine Alternative zu klassischen Bilanzierungsmodellen wie Mieterstrom oder GGV. Der Kern: PV-Überschüsse werden gezielt an definierte Verbraucher im Haus verteilt, ohne dass der Vermieter in die vollumfängliche Stromlieferantenrolle mit Vollversorgungspflicht rutscht.
- Weniger Abrechnung, mehr Wirkung
Statt Haushaltsstrom zu liefern, konzentriert sich die Lösung auf Allgemeinstrom, Wärmepumpen, Ladepunkte und ggf. Speicher. Das senkt Mess- und Vertragskomplexität und verkürzt die Projektdauer spürbar. - Skalierbar im Bestand
Standardisierte Hardware-Bausteine und schlanke Schnittstellen reduzieren Abstimmungsbedarf mit VNB/MSB. Das ist besonders wertvoll bei größeren Portfolios, in denen einheitliche Setups zählen. - Netzdienlich und § 14a-fähig
Steuerbare Verbraucher lassen sich so ansteuern, dass Lasten netzverträglich verschoben werden. Reduzierte Netzentgelte und Tarife nach § 14a EnWG können erschlossen werden – ein operatives Plus für Vermieter und Mieter. - Hohe Mieterakzeptanz
Keine Wechselpflicht beim Haushaltsstrom, kein „Alles-oder-Nichts“: Wer profitieren will (z. B. günstigeres Laden, stabile Wärme), kann das ohne Lieferantenwechsel tun. Die Hürde zur Teilnahme sinkt, die Nutzerquote steigt. - Wirtschaftlichkeit ohne Teilnahmequote-Risiko
Der Erfolg hängt nicht daran, dass 60–80 % der Haushalte mitmachen. Schon mit Allgemeinstrom, WP und Ladepunkten lassen sich attraktive Eigenverbrauchseffekte erreichen – verlässlich, unabhängig von Mieterfluktuation.
Kurz gesagt: Pionierkraft ermöglicht viel PV-Nutzen mit wenig Vertrieb. Klassische Modelle bleiben Optionen, wo sie passen; gerätebasiertes Sharing öffnet jedoch in vielen Häusern den pragmatischen Einstieg.
Praxisleitfaden für Vermieter – so kommen Sie schneller ins Projekt
- Gebäudecheck voranstellen: Dachstatik, Verschattung, Kabelwege, Zählerplatz. Ab ~50–100 kWp wird die Kombination PV + WP + Laden besonders interessant.
- Mit Geräten starten: Allgemeinstrom, zentrale Wärmepumpe, Ladepunkte priorisieren; optional Speicher hinzufügen. Mieterstrom/GGV als zweite Ausbaustufe prüfen.
- Messkonzept schlank halten: Möglichst wenige neue Zählpunkte, klare Verantwortlichkeiten, standardisierte Komponenten.
- § 14a berücksichtigen: Steuerbare Verbraucher integrieren und vertraglich/technisch für netzdienliche Betriebsweisen vorbereiten.
- Akzeptanz sichern: Klare Kommunikation („günstiger Allgemeinstrom, günstiges Laden, stabile Wärme“), einfache Teilnahmewege, transparente Abrechnung der betroffenen Geräte.
- Förderungen & Programme nutzen: Kommunale Beratungsstellen, KfW-Programme, Landesförderungen sowie Stadt-Initiativen einbinden.
Fazit
Energy Sharing in Mehrfamilienhäusern ist ein großer, bislang untergenutzter Hebel. Der Schlüssel ist, die Komplexität der Stromlieferung dort zu vermeiden, wo sie nicht zwingend nötig ist – und stattdessen die planbaren Verbraucher im Haus mit lokalem Solarstrom zu versorgen. So entsteht schneller Nutzen: niedrigere Betriebskosten, höhere Eigenverbrauchsquoten und eine robuste Wirtschaftlichkeit, die sich nicht an Teilnahmequoten aufreibt. Für Vermieter bedeutet das: schneller ans Netz, weniger Verwaltungsaufwand und spürbarer Mehrwert für Haus und Mieter – heute und skalierbar über das Portfolio hinweg.
Quellen & weiterführende Links
- Ariadne/IW (2025): Analyse Gebäude- und Mieterstrom in Deutschland. https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/Gutachten/PDF/2025/Ariadne-Analyse-Geb%C3%A4ude-und-Mieterstrom.pdf
- Solarcity Berlin: Solarenergie im Mehrfamilienhaus. https://www.berlin.de/solarcity/solarzentrum/information/anwendungsbereiche/in-wohngebaeuden/mehrfamilienhaus/
- Zajadacz (2024/25): § 14a EnWG & Mieterstrom kompakt. https://www.zajadacz.de/cdnprod/654cbab9f4e62f39b3874405/68075e55c9e65379107c53ad_14a-EEG-Mieterstrom-komprimiert.pdf
- IÖW (2017): Mieterstrom – Potenziale und Hemmnisse. https://www.ioew.de/fileadmin/user_upload/BILDER_und_Downloaddateien/Publikationen/2017/IOEW-Studie_Mieterstrom.pdf
- Wuppertal Institut (2017): Mieterstrom aus Mietersicht. https://epub.wupperinst.org/frontdoor/deliver/index/docId/7339/file/WSA17_Schaefer.pdf
- Energieagentur Regio Freiburg (2023): PV-Betriebskonzepte im Mehrfamilienhaus – Leitfaden & Glossar.
- Fraunhofer ISE (laufend aktualisiert): Aktuelle Fakten zur Photovoltaik in Deutschland.
Zum Einstieg bei Pionierkraft
- Pionierkraft: Alternative zu Mieterstrom & gGV – gerätebasiertes Energy Sharing, Vorteile für Vermietende. https://pionierkraft.de/vorteile-fuer-vermieter/alternative-zum-mieterstrom-vorteile-fuer-vermietende-von-groesseren-gebaeuden/